Frohes Neues!
- Lisa
- 5. Sept. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Es ist der 26. April, ein Tag vor meinem Geburtstag. Mein Freund kommt mit einem Blumenstrauß von der Arbeit: "Mazal tov!", gratuliert er mir freudestrahlend "Aber... es ist doch erst morgen!?" Ja, liebe Lisa, nicht in Israel. Laut dem hebräischen Kalender beginnt ein Tag bei Sonnenuntergang am Vorabend, weshalb mein großes Geburtstagessen auch schon einen Tag früher stattfindet. Dass mein Geburtstag mit dem 27. April aber gar nicht auf das heutige hebräische Datum fällt, und wir eigentlich hätten ein paar Tage früher feiern müssen, ignoriert mein Freund aber. Wir mischen sowieso schon zwei Kulturen, warum dann nicht auch unsere Kalender. Immerhin können wir so lange reinfeiern, dass mich meine Familie zu Mitternacht anrufen kann - da ist es in Deutschland ja erst elf.

Mittlerweile ist der fünfte September und Neujahr steht vor der Tür. Morgen Abend beginnt das jüdische Jahr 5782 und der erste Feiertag in unserem Marathon im September: Rosh Hashana. Zum Neujahrsabend gehen wir traditionell bei meinen Schwiegereltern essen und ähnlich wie an Pessach gibt es ein Seder, eine bestimmte Reihenfolge, in der bestimmtes Essen gegessen wird: Datteln, Granatäpfel, Bohnen, Karotten und und und... Jedes Essen hat seinen eigenen Segensspruch, bei Datteln wird zum Beispiel für die Früchte am Baum gedankt, bei Karotten für die Erzeugnisse aus der Erde. Als letztes folgt ein Fischkopf - der Kopf steht für den Anfang des Jahres - "Rosh" ist der Kopf und ich persönlich knabbere da immer nur an einem winzigkleinen Teilchen, was tut man nicht alles, der Tradition wegen... Umso leckerer das wohl bekannteste Rosh Hashana Essen: Apfel mit Honig - dass das neue Jahr auch ein süßes wird.
Nach dem Abendessen geht dann jeder wieder nach Hause - ein großes Feuerwerk oder eine Party wie in Deutschland gibt's heir zu Rosh Hashana nicht - meine Theorie ist es immer noch, dass einfach alle zu vollgefressen sind, um überhaupt bis Mitternacht wach zu bleiben.
Passend zu Rosh Hashana habe ich mir letztens einen neuen Kalender geholt und er bringt so viele Informationen mit: direkt auf der ersten Seite lange Listen von Feiertagen... ich denke mir, das sind ganz schön viele, sehe dann aber, dass neben jüdischen auch die muslimischen, christlichen und drusischen Feiertage aufgeführt sind. So hat keiner mehr eine Ausrede, seinen Nachbarn nicht nicht Chag Sameach oder Eid Said zu wünschen.
Viele jüdische Feiertage richten sich nach den Jahreszeiten, es gibt zum Beispiel einen Feiertag, an dem traditionell Bäume gefplanzt werden, oder einen, der am ehesten unserem deutschen Erntedankfest entspricht und oft gibt es passend zum Feiertag ein bestimmtes Gericht. Die Monate im Hebräischen Kalender richten sich nach dem Mond und alle paar Jahre wird ein ganzer Schalt-Monat eingefügt, um den Rhythmus der Feiertage zu den Jahreszeiten wieder gerade zu biegen.
Ich werde mir jetzt erst mal auch unsere hebräischen Geburtstage im Kalender markieren, dann können wir im nächsten Jahr zwei mal feiern.