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Die kältesten Winter meines Lebens

Der Winter ist eingebrochen! Wenn ich mich über den israelischen Winter und seine 10 Grad beschwere, ernte ich von meiner Familie in Deutschland immer nur ein müdes Lächeln. 10 Grad sind doch manchmal ihr Sommer! Dabei vergisst meine Mutter aber auch oft, dass in ihrem Zuhause fast ganzjährig die Heizung läuft - oder noch gemütlicher der kleine Ofen angeschürt ist und im ganzen Haus wohlige Wärme verbreitet.


Nicht so bei uns. Die Häuser in Israel sind auf Sommer ausgelegt, nicht selten ist es bei uns drinnen kälter als draußen, was bei 30 Grad ja ganz schön ist, aber die winterlichen Sonnenstrahlen haben hier keine Chance. Neuerdings versucht unsere kleine Hündin Karla sogar auf's Sofa zu klettern, ihr Bettchen auf dem kalten, gefliesten Fußboden ist auf einmal gar nicht mehr so bequem.


So finster sieht man Eilat eher selten

Wenn man nicht gerade das Glück hat, in einem Neubau zu wohnen tun die Fenster auch ihren Teil zur Kälte im Haus - Doppelglas, was ist das? Und der Holzrahmen von anno dazumal lässt den kalten Wind ins Haus. Wer erinnert sich noch an diese langen Plüschtiere, die man als Abdichtung an Fenster und Türen gelegt hat? Hätten wir keine 2 Hunde, die diese innerhalb von Minuten in ihre Einzelteile zerlegen würden, wäre das eine schöne Idee. Aber so friere ich weiter, während ich tippe, spüre ich kaum noch meine Fingerspitzen. Eine richtige Heizung wie in Deutschland haben wir natürlich nicht und so sind die Winter in Israel die kältesten meines Lebens. Die Klimaanlage warm einzustellen ist vielleicht für Leute ohne Hund eine schöne Idee, aber ich tu mir das nicht an.


Mein Freund ist sowieso die Krönung: Sobald er von der Arbeit nach Hause kommt, werden alle Türen und Fenster aufgerissen, er "braucht frische Luft!" und zündet sich noch im Durchzug eine Zigarette an. Ich kuschle mich in meiner Decke mit Ärmeln in ein Eck im Windschatten und richte meine neueste Errungenschaft auf mich: einen Heizpilz für drinnen. Ähnlich wie ein Ventilator schickt er die heiße Luft nur in die angegebene Richtung, so kann ich es zumindest in meinem Gesicht kuschelig warm haben und mein Freund neben mir in seiner Winterjacke frieren. Auch so eine Sache, er ist der Meinung, ich muss mich nur warm anziehen. Das kann aber auch nur von jemandem kommen, der seine Jeans noch nach Feierabend zuhause trägt.


Gottseidank dauert der Winter in Israel nur etwa von Dezember bis Mitte März, dem Klimawandel "sei dank" beginnt er auch jedes Jahr etwas später. Dann folgt meine Lieblingsjahreszeit: israelischer Frühling! Alles ist grün, es wird langsam warm, aber nicht so warm, dass man schon wieder die Klimaanlage braucht. Die beginnt Ende Juni mit ihrer Arbeit, von Juli bis September ist es dann so richtig heiß. Bis Yom Kippur, da friere ich regelmäßig, weil für die 25 Stunden, in denen wir fasten die Klimaanlage läuft und nicht aus- oder umgestellt werden kann. September bis November sind noch einmal sehr schöne Tage und ich kann mich auch wieder nach draußen in die Sonne wagen - als blasse Europäerin tu ich mir den Strand im Sommer gar nicht an, in meinen ersten Jahren in Israel habe ich - rot wie ein Hummer - gelernt, dass das nicht gut ausgeht.


Und schon sind wir wieder im Dezember, für heute wurden schwere Stürme gemeldet, aber wir Deutsche würden den Tag als Aprilwetter bezeichnen. Morgens musste ich inmitten der starken Regenschauer ein kleines Zeitfenster zum Gassi gehen mit den Hunden finden, hätte schon fast meinen Termin für später verschoben, weil ich nicht im schlimmsten Regen nach draußen will (so israelisch bin ich schon geworden!) und auf einmal blitzt die Sonne durch und ich sehe blauen Himmel! Mal sehen, ob ich noch einmal Glück habe, oder mich der fette Regenschauer erwischt - aber seit ich in Israel wohne, kann ich mir das mit der Sinftflut auch erst so richtig vorstellen.


 

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