Frohes neues Jahr! Nein, ich bin nicht einfach nur spät dran, gestern Abend begann laut dem jüdischen Kalender das neue Jahr der Bäume! Einfach ein neues Jahr wäre ja langweilig, so haben wir vier:
Am 1. Tishrei feiern wir das bekannte Rosh Hashana (meistens im September), das auf den ersten Tag der Menschheit zurück geht. Als nächstes folgt Tu BiShvat, der 15. Shvat, das Neujahrsfest der Bäume, das immer auf etwa Ende Januar - oder eben auf heute - fällt. Kurz vor Pessach, am 1. Nissan (meistens im April) gibt es den, grob gesagt, biblischen Jahresbeginn, weil mit dem Auszug aus Ägypten Israel als Volk entstanden ist und alle biblischen Feiertage sich an "Pessach im 1. Monat" orientieren. Der letzte und unbekannteste Jahresbeginn ist der 1. Elul und wird als Neujahrsfest der Tiere bezeichnet, weil (vereinfacht gesagt) an diesem Tag früher die Steuern auf neugeborene Tiere gezahlt wurden. Aber genug von Shvat, Tishrei und Nissan - ich sehe schon, der hebräische Kalender hat einen eigenen Blogeintrag verdient.
So ein richtiger Feiertag, an dem man nicht arbeitet, ist aber nur Rosh Hashana. Tu BiShvat ist eher ein symbolischer Tag, im ganzen Land werden Bäume gepflanzt und man verbringt Zeit in der Natur. Traditionell isst man auch ein Obst, das man in diesem Jahr noch nicht gegessen hat und im Supermarkt werden jetzt große Platten mit getrockneten Früchten verkauft. Im ganzen Land verteilt gibt es Events in Wäldern, bei denen man sein eigenes Bäumchen pflanzen kann. Einmal kamen sogar Busladungen voller Schulkinder, die passende Lieder gesungen und alle zusammen im Dreck gebuddelt haben. Was für ein Traum-Schultag!
Passend an Tu BiShvat haben mein Mann und ich vor genau 2 Jahren einen kleinen Setzling gepflanzt, eine in Deutschland eher unbekannte Wollmispel, oder einfacher auf Hebräisch Shesek. Die Wollmispel ist ein Kernobst und soll süß-sauer schmecken. Ich habe die Früchte noch nicht probiert, laut der Tora muss man nämlich 3 Jahre warten, um einen jungen Baum ernten zu können. Im nächsten Jahr ist es dann so weit und ich bin gespannt, wie unsere erster Ernte schmeckt!
Das Bäumchen steht im Vorgarten seiner Mutter, so können wir unseren Baum später auch besuchen, falls wir weiter umziehen - und jedes Mal, wenn wir sie besuchen, sehen wie, wie groß unser Bäumchen schon geworden ist.