Es kommt mir vor, als hätte ich gerade erst über die eisig kalten Winter in Israel geschrieben. Aber es ist doch schon wieder ein halbes Jahr vergangen und wir sind im genauen Gegenteil gelandet - der Sommer geht los und das so richtig, wie man es sich im Nahen Osten eben vorstellt. Übrigens auch immer so eine Sache, manchmal werde ich mir in Gesprächen immer ganz plötzlich klar: ich bin in den Nahen Osten gezogen, dem sprichwörtlich geladenem Pulverfass der Welt. Verrückt...
Sommer bedeutet, dass es endlich wieder was zu tun gibt! Während sich die Israelis im Winter in ihren Häusern einmuckeln, um ja nicht in einen Regenschauer zu geraten, strömen sie jetzt nur so aus ihren Häusern. Der Strand ist auch morgens unter der Woche recht voll - als Freelancerin erlaube ich mir ab und zu, einen Morgen im Wasser zu verbringen, die teure Miete in Strandnähe soll sich ja immerhin lohnen.
Der Grund für meinen Monat Pause war Shavuot, eigentlich einer der wichtigsten jüdsichen Feiertage, aber ich hatte bisher immer das Gefühl, er geht ein bisschen unter. Shavuot wird gefeiert, weil da - 50 Tage nach Pessach - das Volk Israel am Berg Sinai die Tora bekommen hat. In der Synagoge beim Morgengottesdienst wird an diesem Feiertag der Tora-Abschnitt mit den 10 Geboten gelesen. In Israel ist Shavuot auch bekannt als der "Käse-Feiertag" - es ist Tradition, an Shavuot kein Fleisch zu essen, eine gute Gelegenheit, auf milchige Speisen umzusteigen. Und bei dem, was meine Schwiegermutti mal wieder aufgefahren hat, ist mir das auch ganz recht. Wir baten sie, nicht so viel vorzubereiten, nur ein bisschen was zum Naschen nebenbei, die Hauptspeise wird Pizza. Die ganzen leckeren Salate, Käsesorten, Aufläufe, Lasagne und einen gefüllten Kürbis, die sie zum "nebenbei Naschen" vorbereitet hat, haben wir die ganze Woche über gegessen.
Sommer in Israel bedeutet auch: die Hochzeitssaison geht wieder los! Einer der unzähligen Cousinen meines Mannes hat letztens geheiratet und man kann israelische Hochzeiten einfach nicht mit deutschen vergleichen. Erstens wegen der Menge an Gästen und den ausgefallenen Locations, diese letzte Hochzeit war in einem Kibbutz in der Nähe von Cesarea, direkt hinter der Chuppa, dem Baldachin, unter dem man sich das Jawort gibt, liegt das Meer.
Israelische Hochzeiten finden im Gegensatz zu deutschen auch übrigens nicht am Wochenende statt - da ist ja Shabbat - sondern meistens dienstags, mittwoch oder donnerstags. Und wenn ich mir die Bars (plural) so anschaue, hoffe ich inständig, dass einige Gäste am nächsten Tag zumindest im Homeoffice arbeiten können...
Wie läuft so eine klassische Hochzeit also ab? Gegen Abend versammeln sich Familie, Freunde, Verwandte, Bekannte und deren Anhängsel in der schicken Location, bei der es an jeder Ecke Getränke und Häppchen, Antipasti oder Salate gibt - es kann aber auch schon mal eine Platte Sushi oder ein Shawarma-Spieß sein. So futtert man sich bis zur Zeremonie durch die verschiedensten Stände, ganz klassisch israelisch ist es auch, die vom Fotografen gemachten Bilder direkt als Magnete mit nach Hause nehmen zu können und es gibt wohl keinen Kühlschrank im ganzen Land, der nicht damit dekoriert ist.
Ist die klassische Zeremonie mit Wein, den Ringen - übrigens ganz simple Ringe aus Gold und ohne Gravuren - und dem klassisch jüdischen Ehevertrag am Ende, kommt der bekannteste Teil: Im Gedenken an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem wird ein Glas zertreten - Mazal tov! Jetzt wird die Musik noch lauter und die Party beginnt - der Dancefloor wird gestürmt und gerade, weil jüdische Hochzeiten nicht am Wochenende stattfinden, haben wir's noch nie geschafft, bis in die Morgenstunden mitzumachen. Es ist aber sowieso auch nachts noch zu heiß, um so wild zu tanzen...