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Lisa: 1 - Angst: 0

Ich sitze hinter'm Steuer und atme noch mal tief durch. Gleich geht sie los, meine erste Autofahrt alleine durch Israel seit... ich weiß gar nicht mehr, glaube aber seit 2 Jahren. Meinen Führerschein habe ich letztes Jahr in weiser Voraussicht trotzdem mal zu einem Israelischen umwandeln lassen, man weiß ja nie. Vor ein paar Monaten habe ich mir ein Konzertticket für meinen Lieblingsmusiker im alten römischen Amphitheater Cesarea gekauft - eine wunderschöne Kulisse, die man aber erst mal erreichen muss. Nach Tel Aviv kommt man leicht, sogar am Shabbat. Das schicke Cesarea spielt da in einer anderen Liga. Aber ich habe mir erst mal keinen Kopf gemacht, sondern mir lieber einen guten Platz fürs Konzert gesichert.


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Eigentlich bin ich in Deutschland immer gern Auto gefahren, sicher und weit genug entfernt von den israelischen Straßen-Berserkern. Ich bekomme ja hier selbst als Beifahrer schwitzige Hände, wenn wir über die Route 6, die einzige große Autobahn des Landes brettern: da wird ein Auto schon gerne mal gleichzeitig von links und rechts überholt - der Schnellere darf danach auf die Mittelspur. Und überhaupt: "Wieso auf der rechten Spur fahren? Dass nachher alle denken, ich bin langsam?" Ich glaube, dort hin wird nur gewechselt, wenn man grade ganz dringend eine Whatsapp-Nachricht schicken muss.


Wenn ich dann aber doch mal den Mut aufbringe und selbst fahre, obwohl ich einen, im wahrsten Sinne des Wortes, erfahrenen Beifahrer dabei habe, meint dieser immer ich wäre zu vorsichtig, zu deutsch:


"Was machst du? Schau auf die Straße!"

"Na, Schulterblick?!"

"Was? Das machen wir hier nicht."


Ja, das merke ich.


Diesmal muss ich zum Glück nicht auf der Route 6 fahren, sondern brause, so vorsichtig und deutsch wie man nur brausen kann auf der Route 2 direkt am Strand entlang. Im Radio läuft Blues, das ist jetzt genau das Richtige und beruhigt meine Nerven, meine Hände zittern schon gar nicht mehr. Und während rechts von mir die Sonne im Meer versinkt, denke ich, es ist gar nicht so schlimm.


Mit den klugen Ratschlägen meines Freundes im Kopf habe ich auch die Parkplatzsituation vor Ort wie ein Israeli gelöst - einfädeln gibt es hier genausowenig wie, dass das Rechtsfahrgebot eingehalten wird. Und ich finde noch eine Parallele zwischen Israelis und uns Franken: "Wer lang schaut, geht lang irr." und zack! habe ich das Israelische Reisschlussverfahren durchschaut. Einfach fahren, die anderen halten schon an, wenn es zu knapp wird.


Als ich nach dem Konzert nach Hause komme, bin ich so glücklich und stolz und verkünde, dass ich das nächste Mal auf dem Weg nach Eilat fahren werde, zumindest den Teil nach der Autobahn.

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