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Blog

Es wird spannend...

Vor ein paar Wochen habe ich einen Blogeintrag geschrieben, der es nie bis zur Veröffentlichung geschafft hat. Ständig war wichtigeres los, dann kamen mit Purim und Pessach zwei große Feiertage, die thematisiert werden wollten und auf einmal hat sich so viel getan, dass ich meine Gedanken noch mal von einem ganz neuen Standpunkt schreiben kann. Es wird nämlich langsam ernst mit meiner Konvertierung, eine Teilnehmerin aus meinem Kurs hat ihren Giur abgeschlossen, seitdem betonte unsere Lehrerin schon ein paar mal, dass ich in ein paar Monaten als nächstes dran bin. Spannung!


Das schönste daran, wenn mein Mann nicht mit zum Giur-Unterricht kommt, ist, ihm danach zuhause von den Themen zu erzählen, zu diskutieren und zu philosophieren. Der Kurs wird normalerweise und soweit wie möglich nämlich als Paar besucht - das jüdische Leben ist Familiensache und wenn man nicht sowieso schon mit einem Juden zusammen lebt, wird der ganze Haushalt umgestellt. Bin ich froh, dass ich, seit wir zusammen gezogen sind zumindest meine Essensgewohnheiten schon als Nichtjüdin auf koscher umgestellt habe. So ist es als Paar einfacher und mir fehlt auch nichts.


In den ersten Monaten, seit wir im Konversions-Kurs waren, habe ich mich am Freitagabend, als ich die Shabbat-Kerzen angezündet habe nicht wie Lisa, die zukünftige Jüdin gefühlt, sondern wie "Lisa, die eine Jüdin spielt". Wir haben zwar in den letzten Jahren unzählige Male zusammen beim Kiddush den Shabbat begrüßt, aber die Traditionen waren immer die meiner Schiwegerfamilie. Jetzt werden es auf einmal meine. Das hat mich ein bisschen überwältigt, ich kann so richtig offiziell endlich tun, was ich schon so lange wollte, die Konversion findet "beesrat Hashem" statt. So sagt man auf hebräisch "so Gott will" und ich merke, wenn ich hebräisch rede, benutze ich solche gängigen Redewendungen schon ganz automatisch - wenn das mal kein gutes Zeichen ist.


Ähnlich wie mit den Kerzen ging es mir mit den Gebeten in hebräisch aus dem Siddur, dem Gebetsbuch. Gut, das ist vielleicht sogar noch eher verständlich, es ist nicht meine Muttersprache und ich habe mein Leben lang schon immer auf deutsch gebetet, und das, was mir gerade in den Sinn kommt. Mein Mann sieht dabei kein Problem, er meint auf Hebräisch sage ich manche Gebete eben "im Original", wie sie so schon seit einer Ewigkeit gebetet werden. Wenn das mal nichts ist! Und wenn man mal nichts im Kopf hat, hat man einen Leitfaden und denkt manchmal ganz automatisch an eine passende Situation zum Text. Ich finde die Herangehensweise von meinem Mann schön. Seine Idee war, aus den ganzen Praktien meine eigenen zu machen, mehr darüber nachzudenken, was das gerade eigentlich alles für mich bedeutet und weniger darüber, ob ich es gerade zu hundert Prozent richtig mache oder ausspreche. Anstatt meiner täglichen Meditation mit einer App, die mir sagt, wie langsam ich ein- und ausatmen soll, gibt's jetzt eben eine andere Art von "Zeit für mich".


In der Synagoge fühle ich mich übrigens nie fehl am Platz. Wir waren von Anfang an willkommen und andere Frauen haben mir im Siddur geholfen, wenn ich beim Lesen nicht mitgekommen bin. Vielleicht sollte ich daheim, wenn ich alleine bin auch ein bisschen weniger von mir verlangen und die Sachen so akzeptieren, wie ich sie mache. Zum Glück habe ich nach der Konvertierung ja noch den Rest meines Lebens, um daran zu arbeiten.


 

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