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Die Befragung am Flughafen

Bei meiner letzten Ausreise aus Israel lief alles wie am Schnürchen. Chaos-bedingt riet man mir, 4 Stunden vor Abflug am Flughafen Ben Gurion zu sein. Ich war früh dran, habe noch einen Zug eher erwischt und hatte so mit gut viereinhalb Stunden richtig viel Zeit für die anstehenden Sicherheitsbefragung. Doch ausgerechnet heute lief alles ganz schnell: Ich zeigte (wie schon beim letzten Mal) meinen deutschen Pass und meine israelische ID, wurde gefragt, wie lange ich schon in Israel wohne, was ich arbeite, wie mein Mann heißt und ob wir Kinder haben - nein, aber Hunde - ok, dann deren Namen? "Gever und Karla? Alles klar, guten Flug!"

Ich bekam meinen Sticker auf den Pass und durfte zum allerersten Mal in 13 Jahren Ein- und Ausreisen durch die Handgepäckkontrolle für Israelis. Und dabei hatte ich extra meinen Laptop zuhause gelassen und alle elektronischen Geräte wohlweißlich in eine separate Tasche gepackt! So schnell ging es wirklich noch nie und ich habe genug Zeit, mich an die ein oder andere Geschichte zu erinnern.



Was wird man eigentlich gefragt?

Wenn man nicht gerade mit der israelischen Airline El Al fliegt, wird man nur bei der Passkontrolle nach der Landung in Tel Aviv und vor dem Abflug beim Verlassen des Landes interviewt. Bei der Ankunft geht es ganz schnell und eigentlich nur darum, was man im Land vorhat und wie lange man bleibt.


Bei der Ausreise ist es als Tourist ähnlich unkompliziert, wieder wird nach dem Grund der Reise gefragt und was man im Koffer hat: gefährliche Gegenstände? Geschenke von eventuell neuen Bekannten? Wenn man den Koffer selbst gepackt und immer bei sich hatte, kein Problem. Die Dauer der Befragung kann übrigens variieren, je nachdem, wie verdächtig man sich verhält, man zögerlich antwortet oder, wenn einfach noch genug Zeit vor dem Abflug ist. Das Personal muss immerhin auch trainiert werden. Die Fragen können auch völlig zufälllig gestellt werden, einmal wurde ich auch schon mal über mein Leben und meine Arbeit in Berlin befragt.

Manchmal welchselt während einer Befragung auch das Personal, aber wenn man die Wahrheit sagt und nichts zu verbergen hat, ist das ja kein Problem.



Verdächtig

Als alleinreisende Frau ist man bei den Sicherheitskontrollen immer eher verdächtig, als ein Paar in einer Reisegruppe. Man lernt vielleicht Freunde kennen, verliebt sich im schlimmsten Fall und lässt sich irgendwelche Geschenke und Mitbringsel andrehen, die sich im allerschlimmsten Fall als Schmuggelware oder Bomben entpuppen.

Außerdem verdächtig sind Reisende mit Stempeln von anderen nahöstlichen Ländern und arabischen Namen - man könnte ja jemanden kennen. Entgegen vieler Befürchtungen sind Reisen in andere arabische Länder übrigens kein Problem, wenn man dort nur Urlaub gemacht hat. Auch nach dem Israelurlaub steht Reisen dorthin nichts im Wege, man bekommt seit ein paar Jahren keine Stempel mehr in den Pass.

Achtung - falls das für manche Länder relevant sein sollte: Grenzübergänge wie z.B. der in Taba stempeln den Pass auf der ägyptischen Seite, daraus ergibt sich dann natürlich, dass man die israelisch-ägyptische Grenze überquert hat.



Was sind das für Sticker?

Es gibt unzählige Webseiten, die meinen, herausgefunden zu haben, was die Zahlen auf den Stickern bedeuten, die man nach der Befragung auf den Pass geklebt bekommt. Meine Erfahrung und bescheidene Meinung: Ich glaube nicht, dass der sicherste Flughafen der Welt ein System benutzt, das so einfach zu durchschauen ist, wie nur Nummern von 1 bis 6 zu vergeben, je nachdem, wie verdächtig eine Person ist. Innerhalb der letzten 3 Monate hatte ich jeweils unterschiedliche Farben, Zahlen und hebräische Buchstaben - beim gleichen Pass mit dem gleichen Visum. Und solange die Flughafenmitarbeiter wissen, was es bedeutet und einen zum Gate passieren lassen, kann es einem auch recht egal sein.



Meine schlimmste Flughafen-Geschichte

Entwarnung vorweg - es gibt den besagten Flughafen in Eilat zum Glück nicht mehr und Monate später hatten sich so viele Beschwerden gesammelt, dass die Passagiere seitdem anders behandelt wurden, aber trotzdem für die Geschichte:


Es ist 2011, ich habe gerade einen Hebräischkurs in Haifa und eine Woche Badeurlaub in Eilat hinter mir, als die schlimmsten Flughafenbefragungen meines Lebens beginnen: Wieso spreche ich kein Hebräisch, wenn ich gerade einen Kurs gemacht habe? Ich war damals froh, gerade so das Alef-Bet schreiben zu können. Überhaupt, wieso mache ich ausgerechnet in Israel Urlaub, ich bin doch nicht jüdisch? Und es war sehr verdächtig, bei einem Freund privat zu übernachten - sorry, als Studentin ist kein fettes Hotel am Nordstrand drin. So gingen wir nicht nur durch mein ganzes Handgepäck, sondern auch alle Fotos in meiner Kamera, bei einem Foto von jemanden in einer Kefiya stoppen sie mich - "Wer ist das?" Meine Mitbewohnerin von der Uni, die von den letzten hundert Fotos...


Die Durchsuchung zieht sich hin, irgendwann stehe ich in Unterwäsche in einem kleinen Zimmer und erfahre, dass ich meinen Flug verpassen werde. Die Kontrollen dauern noch. Ich bekomme aber immerhin mein Handy, Geld und einen Gutschein für ein Croissant und einen Kaffee in die Hand gedrückt, während ich auf einen späteren Rückflug warte. Es ist nämlich gar nicht so einfach, im August einen Platz in einem Flieger von Eilat nach Tel Aviv zu kriegen und ich verbringe den ganzen Tag am Flughafen. Fremde Leute lassen mich ihren Computer benutzen, um zumindest meiner Familie bescheid sagen zu können. Ein anderes Paar fragt mich, ob ich Geld brauche, aber der Flughafen ist so klein, außer einem Café gibt es nichts.


Nach gut sieben Stunden konnte ich dann einen Flug boarden und als wir in Tel Aviv landeten, fünf kleinen Päckchen abholen. Mein Koffer wurde nämlich ausgeleert und weil sich niemand dafür verantwortlich sah, ihn wieder einzuräumen, durfte ich das nun vor allen Passagieren auf dem Boden tun.


 

Sprung ins Jetzt. Nachdem ich mich wegen meiner 20-minütigen Ausreise so toll gefühlt habe, wurde ich beim Rückflug nach Israel übrigens wieder in meine Schranken gewiesen: Jetzt ist es verdächtig, dass ich so gut Hebräisch speche. Mein Handgepäck ist eine andere Tasche, als die, die ich auf dem Hinflug hatte, mein Name wird auf hebräisch anders buchstabiert, als auf englisch und überhaupt bin ich eine der wenigen Nicht-Israelis, die heute mit El Al fliegen. Nachdem mich drei verschiedene Leute zu meinem Leben in Israel interviewten, saß ich kurz ganz alleine im Nebenzimmer, meine Tasche wird noch einmal gesondert durchsucht.

Aber ich weiß ja jetzt warum, das ist der Preis, den ich zahle, um mit der sichersten Airline der Welt zu fliegen. Und als ich aus dem Nebenraum ein hebräisches "Wooow, sind das viele!" höre, weiß ich: jemand hat gerade meine deutschen Hundeleckerlis entdeckt und muss ein bisschen lachen.

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